Traumziel Pamukkale

Es ist ein Pflichtprogramm für jeden Türkei-Besucher: Pamukkale, das zum Weltkulturerbe der Unesco gehört und allein für sich genommen eine Reise wert ist.

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Die Sinterterrassen von Pamukkale sind einer seltenen Laune der Natur zu verdanken.

Pamukkale ist wieder voll da. Das Traumziel in den Ausläufern des westtürkischen Taurus-Gebirges, dem der Massentourismus übel mitgespielt hatte, ist fast so schön wie auf alten Werbeplakaten: Die Kalksinter-Terrassen wieder blütenweiß, das Wasser darin tiefblau –  sogar die Besucher dürfen an  ausgesuchten Stellen wieder durch die Becken waten.

An ausgesuchten Stellen dürfen die empfindlichen Terrassen auch wieder von den Besuchern aus aller Welt betreten werden.

Lange Jahre schien das einmalige Naturdenkmal unwiderbringlich verloren. Über eine Million Touristen pro Jahr, die rücksichtslos und unkontrolliert durch Pamukkale trampelten, waren dem empfindlichen ökologischen Gebilde einfach zuviel. Sein Dasein verdankt es einer seltenen Laune der Natur, einer ebenso komplizierten wie erfreulichen chemischen Reaktion: Kalziumbikarbonat, das in 30 bis 50 Grad heißem Thermalwasser gelöst ist, zerfällt beim Abkühlen in Kohlendioxid und Kalziumkarbonat, also in Kalk. Im Lauf vieler Jahrhunderte bildete der erst dünne Überzüge, dann dickere Schichten, flache Tröge und tiefe, wassergefüllte Becken – die weltberühmten Thermalwasser-Terrassen eben, die bereits von Griechen und Römern fleißig besucht und als eine Art antikes Baden-Baden hoch geschätzt wurden.

Plantschen zwischen antiken Säulen im warmen Thermalwasser: Ein herrliches Vergnügen, das aber extra bezahlt werden muss.

60 000 Einwohner zählte die antike Kur-Stadt Hierapolis, deren Bewohner vom Fremdenverkehr immer gut gelebt haben. Die Ruinen prächtiger Paläste, Tempel und Villen zeugen von der reichen Vergangenheit, die von der heutigen Generation um ein Haar für immer verspielt worden wäre. Millionen Touristen lassen eben nicht nur viel Geld in Pamukkale zurück, sondern auch Unmengen Müll, Abwasser, Autoabgase und Zerstörungen. Soviel, dass um die Jahrtausendwende zahllose Kalkbecken häßlich gelb geworden oder vollends zerbröckelt waren.

Absolut lohnend ist ein Bummel durch die weiten Ausgrabungsfelder der alten römischen Kur-Stadt Hierapolis.

Buchstäblich fünf Minuten vor Zwölf zog das Tourismusministerium in Ankara, unterstützt von den Vereinten Nationen und der Weltbank, die Notbremse. Sämtliche Hotels auf dem Plateau von Pamukkale wurden abgerissen, der Auto- und Busverkehr aus der unmittelbaren Umgebung verbannt und die Terrassen selbst für Besucher gesperrt. Die radikale Heilkur ist dem „Baumwollschloss“, wie Pamukkale von den Einheimischen genannt wird, gut bekommen. Die Erfolge der Sanierung sind unübersehbar. Der Kalk glänzt wieder reinweiß in der Sonne, die grau-asphalierten Parkplätze sind einem blühenden Park gewichen – und die Touristen wandern halbwegs diszipliniert auf streng abgegrenzten Pfaden durch die Terrassen. Wer sich auf Abwege begibt, riskiert gellende Pfiffe aus den Trillerpfeifen einer kleinen Armee von Wächtern. Und wer auch die ignoriert, zahlt saftige Geldstrafen.

Anfänglicher Unmut über die harten Einschnitte ist längst allgemeiner Erleichterung gewichen. Selbst die Hoteliers, die aus Pamukkale vertrieben wurden, haben ihren Frieden mit dem Rettungsprogramm gemacht. Ihre Häuser konnten sie ein paar Kilometer entfernt bei dem Dorf Karahit neu aufbauen – schöner und großzügiger als zuvor. Über zehntausend Betten aller Kategorien warten dort auf Gäste, die sich  in großzügigen Pools und Wellnessanlagen tummeln können.

Das antike Theater von Hierapolis bot einst tausenden von Menschen Platz.

Wegen der heißen Quellen und den für Sightseeing-Touren idealen Lufttemperaturen ist Pamukkale auch und gerade in der Winter-Saison ein rundum empfehlenswertes Ausflugsziel: Das Tourismuszentrum Antalya ist nur vier Bus-Stunden entfernt und jeder größere Reiseveranstalter vor Ort hat Touren zu den weltberühmten Terrassen im Angebot.

Wie Sie nach Pamukkale kommen? Am besten mit dem Leihwagen oder einer organisierten Busreise. Ein Tagesausflug kostet ab 50 Euro, besser und entspannter lässt sich Pamukkale in einer Zwei-Tagestour kennenlernen. Die gibt es ab 150 Euro mit Busfahrt, Übernachtung/Frühstück und Thermalbad im Vier-Sterne-Hotel – die Abholung direkt vom Ferienhotel ist selbstverständlich.

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