Geheimtipp Adrasan

Gleich neben Cirali und Olympos ist das alte Piratennest Adrasan ein wunderschönes Ziel für Kenner der Region Antalya – noch immer ein Geheimtipp.

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Ein Platz der Götter

Der Strand von Adrasan hat feinen Sand und ist nicht überlaufen
Der Strand von Adrasan hat feinen Sand und ist nicht überlaufen

Hoch über den Köpfen der Sterblichen, die an der lykischen Küste auf Fischfang gingen oder die Schafe hüteten, tobte in alten Zeiten ein Kampf der Götter. Da kämpfte der Königssohn Bellerophon auf dem fliegenden Pferd Pegasus gegen die grauslige Schimäre – ein Fabelwesen, an das heute noch der Ortsname Chimeira erinnert. Dort war nach der Überlieferung auch die Werkstatt des Höllenschmieds Hephaistos, der im Auftrag des Herrn der Unterwelt seinem Handwerk nachging.

In der Höllenschmiede des Hephaistos: Der Berg Yanartas
In der Höllenschmiede des Hephaistos: Der Berg Yanartas

Kein Wunder, dass die alten Griechen den Höllenschmied ausgerechnet in Chimeira ansiedelten, denn dort züngeln zu jeder Tages- und Nachtzeit Dutzende kleiner Flämmchen aus der Erde – eine wunderschöne, damals höchst rätselhafte Laune der Natur, die an eben dieser Stelle kleine Mengen an Gas aus der Erde dringen lässt.

Die Götter sind längst in den Mythen aus längst vergangener Zeit versunken, doch sie halten noch immer ihre Hände schützend über das Land und das Meer unter ihnen. Stark behilflich sind ihnen dabei in unseren Tagen die Umweltschützer, die es geschafft haben, das Gebiet um Adrasan, Cirali und Olympos zum Naturschutzgebiet zu erklären.

Sanfter Tourismus

Ziel schöner Wanderungen: Der Moses-Berg bei Adrasan
Ziel schöner Wanderungen: Der Moses-Berg bei Adrasan

Das heißt: keine großen Ferienanlagen, keine Bettenburgen, keine lärmenden Discos, keine Ladenstraßen mit lästigen Händlern – dafür ein Türkei-Urlaub der etwas anderen Art mit viel ursprünglicher Landschaft, bemerkenswerten Ausgrabungen aus griechischer, römischer und lykischer Zeit und einem sanften Tourismus, der diesen Namen verdient: Kleine Hotels und Pensionen, die vorwiegend von türkischen Urlaubern und vergleichsweise wenigen ausländischen Individualtouristen besucht werden. Die großen Reiseveranstalter haben die Region noch nicht entdeckt und nur selten in ihren Katalogen.

Die Buchten des sonnenverwöhnten Landstrichs haben es vielen Generationen angetan. Die Griechen, die schon um 180 vor Christus in Olympos fleißig Münzen prägten, schätzten sie ebenso wie die Römer als sichere Häfen und Handelsstationen; Kreuzfahrer und Osmanen stritten sich nachhaltig um die strategisch wichtigen Gestade und den Piraten war jeder Besuch recht: Sie lauerten den Seglern und Galeeren, die die an Riffen und Untiefen reiche Küste bis dahin hinter sich gebracht hatten, gleich hinter der ersten Landzunge von Adrasan auf _ mit großem Erfolg, wie die vielen versenkten Schiffwracks mit Amphoren, Statuen und allerlei antiken Gerätschaften auf dem Meeresgrund belegen.

Antike Schätze

Sehr zur Freude der Schnorchler und Taucher, die bei jedem Unterwasserausflug auf die Hinterlassenschaften der Altvorderen stoßen, und den alten Korsaren viel Kurzweil und interessante Entdeckungen zu danken haben.

Dies gilt erst recht für Mediha Ceyran, die an einem lauschigen Plätzchen am Strand von Adrasan seit vielen Jahren eine kleine, aber feine Tauchbasis betreiben (www.diving-adrasan.com). Wer den Geheimtipp etwas abseits des Tauchrummels vor Antalya oder Kemer kennt, schätzt die familiäre Atmosphäre des Diving Centers Adrasan und seine noch weitgehend unberührten Tauchplätze. Dass Taucher für die Fische dort noch weitgehend unbekannte Wesen sind, ist nicht zuletzt dem Umstand zu danken, dass das Tauchgebiet vor Adrasan bis vor wenigen Jahren mit Blick auf die antiken Schätze unter Wasser praktisch gesperrt war – getreu der gottlob nicht mehr gültigen türkischen Behörden-Devise, dass Tauchen überall dort verboten ist, wo es die Küstenwache nicht ausdrücklich erlaubt hat.

Spass fürTaucher

Gut 40 zum Teil spektakuläre Tauchplätze unmittelbar vor der Basis haben Mediha und ihr Team schon erkundet. Mit dem dicken Tauchboot sind die meisten Reviere in weniger als einer halben Stunde erreicht. Vor Adrasan locken phantastische Unterwasserlandschaften mit zum Teil spektakulären, auf 50 und mehr Meter abfallende Steilwände; prächtig bewachsene Tunnel und geräumige Höhlen, die mit vielen Überraschungen aufwarten. Selbst mit einer Kolonie von Fledermäusen, die aufgeregt durcheinander flattern, wenn Taucher ihre Köpfe in die riesige, mit frischer Atemluft gefüllte Höhlenkuppel recken.

Ansonsten entspricht die Unterwasserwelt gehobenem Mittelmeer-Standard: Zackenbarsche, Barrakudas, Makrelen, Thunas und Soldatenfische, jede Menge Brassen, gelegentlich Rochen. Und immer wieder Antikes: Jahrhunderte alte Anker, Rohglas-Blöcke aus Ägypten und reichlich zerdeppertes griechisch-römisches Geschirr. Kein Wunder, dass in der Tauchbasis eine Riesentafel mit den bei den Vorvätern beliebtesten Amphoren-Typen hängt: Mit dünnen, dicken, langen, kurzen, spitzen und stumpfen – je nachdem, ob sie dem Transport von Weizen, Oliven, Wein oder Honig dienten. Dass unter Wasser kein Taucher lange Finger macht, ist Ehrensache und auch viel zu gefährlich. Wer bei der illegalen Ausfuhr antiker Gegenstände erwischt wird (und dieser Begriff wird von den Gerichten sehr weit ausgelegt), muss mit saftigen Geldstrafen und sogar Gefängnis rechnen.

Blitzsauberer Strand

Partagliding - auch das geht in Adrasan
Paragliding – auch das geht in Adrasan

Wer fetziges Nachtleben und Vier- oder Fünf-Sterne-Hotelkomfort sucht, ist am Fuß des Olympos fehl am Platze. Die Unterkünfte in Adrasan sind eher einfach, aber blitzsauber. Mehr als drei Sterne können die meisten kleinen Hotels nicht vorweisen. In den letzten Jahren sind ein paar feine Boutique-Hotels dazu gekommen, ein gutes Stück vom Strand entfernt auch ein schickes Domizil für die Professoren der Universität Antalya. Überall sind die Preise günstig, der Service freundlich und die türkische Küche tadellos.

Der Strand – viel Sand in Adrasan, mehr Kies bei Olympos – ist sauber, es gibt genug Restaurants, kleine Lädchen und Duschen. Eigentlich gibt es nur den sonst üblichen Kampf um Liegenstühle und Sonnenschirme nicht, denn die sind gegenüber den Besuchern noch in der Mehrzahl. Außer Entspannung, Strand und Wasser(sport) hat Adrasan nicht allzu viel, schon gar keinen Rummel zu bieten. Das nächste Touristenzentrum mit Disco, Shopping Malls und Banken ist fast eine dreiviertel Stunde entfernt und wirklich bequem nur mit dem Leihwagen erreichbar. Ob und wann der Dolmusch kommt, bleibt meist das Geheimnis des Fahrers, und das ist mit Blick auf das Fehlen von Tagesausflüglern auch gut so.

Genug Platz am Meer

Lebhaft und Kilometer lang: Der Strand von Olympos
Lebhaft und Kilometer lang: Der Strand zwischen Adrasan und Olympos

Vor allem Adrasan ist das, was man gemeinhin einen Geheimtipp nennt. Die Nachbarbucht von Olympos war auch einmal einer, bis er sich in der Szene der Rucksacktouristen herumgesprochen hat. Die hat den Strand und die Pinienwälder, vor allem aber die originellen Baumhäuser von Olympos nachhaltig in Besitz genommen. In der Hochsaison bevölkern Tausende junger Leute aus allen Teilen der Welt das Olympos-Tal – genug Platz am endlos langen Strand aber gibt es selbst dann noch.

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